Gerhard Marcks

Orpheus und die Liebe zur Antike

13. April bis 13. Juli 2025

Gerhard Marcks (Berlin 1889 – Burgbrohl 1981) zählt zu den bedeutendsten figürlichen Bildhauern der Moderne in Deutschland. Der durch seine Schulzeit am Humanistischen Bismarck Gymnasium in Berlin nachhaltig geprägte Bildhauer war weitgehend ein künstlerischer Autodidakt. Neben Tierskulpturen widmete sich Marcks vor allem der menschlichen Figur: die tierische und insbesondere die menschliche Anatomie studierte er jeweils immer wieder eingehend. Menschen stellte er bevorzugt nackt, realistisch, teils geradezu naturalistisch, niemals jedoch idealisiert, dar. Die Körper seiner Figuren sind in der Regel eher schlank und nicht übertrieben muskulös. Bei jeder neuen Figur löst er die Darstellung des Gleichgewichts und Kontraposts. Als Material für seine Plastiken bevorzugte Marcks zeitlebens Bronze.

Gerhard Marcks wurde vom Gründer des Bauhauses, Walter Gropius, 1919 als einer der ersten Lehrkräfte an das Staatliche Bauhaus Weimar berufen. Ab 1920 leitete er dort die nach Dornburg ausgelagerte Bauhaus-Töpferei zusammen dem Werkmeister Max Krehan. Die sich an die Bauhausjahre anschließende Lehrtätigkeit auf der Burg Giebichenstein in Halle (1925 – 1933) war für Marcks eine produktive und glückliche Zeit, in der zahlreiche wichtige Werke, wie auch die Thüringer Venus (1930) entstanden. Durch Marcks‘ Einsatz für den Verbleib einiger jüdischer Kolleginnen endete dieser Lebensabschnitt mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten jäh. 1937 wurden zwei Arbeiten von Gerhard Marcks, die dem Folkwang-Museum/Essen gehörten, in der Ausstellung Entartete Kunst gezeigt. Zahlreiche als entartetet bezeichnete Werke von Marcks wurden beschlagnahmt.

Gerhard Marcks gestaltete um die 1100 Plastiken, davon etwa ein Drittel zwischen 1960 und 1981. Allen Werken von Marcks gehen zeitlebens Skizzen und anatomische Detailstudien voraus. Seine Themen erschließt sich Marcks aus dem häuslichen Genre, der antiken Mythologie und Religion. Die Entdeckung der archaischen griechischen Plastik (6.- 7. Jahrhundert vor Christus) auf seiner ersten Griechenlandreise im Jahr 1928 war für Marcks‘ künstlerische Entwicklung essentiell. Zeitlebens wirken Marcks‘ Figuren nie heroisch, sondern drücken menschliche Grundstimmungen aus. Seine Plastiken gelten als Inbegriff einer aus klassischen Traditionen schöpfenden und zugleich modernen Bildhauerkunst.

In der Bitburger Ausstellung werden Bronzen aus sieben Jahrzehnten gezeigt, die alle griechische Figuren verkörpern. Darunter bedeutende Werke wie der Gefesselte Prometheus (1948) und die letzte große Arbeit, die Marcks kurz vor seinem Tod vollendete: Prometheus und der Adler (1981).

Seit den 1920er Jahren beschäftigte sich der Künstler intensiv mit der tragischen Figur des Orpheus‘. Die Orpheus-Holzschnittfolge (1947/48) führt Orpheus‘ Schicksal vor Augen, das Marcks auch in der 1959 entworfenen, überlebensgroßen, bronzenen Gewandfigur Orpheus thematisiert. Der 6. Abguss dieser Bronze steht bereits seit 1984 im Atrium des Haus Beda in Bitburg.

Begleitend zu der Gerhard Marcks-Ausstellung werden im Kabinett figürliche Zeichnungen von Ursula Dietzsch-Kluth (Berlin 1911 – Trier 2013) präsentiert.

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